Wildunfall: Welche Schäden übernimmt die Versicherung?

Aktualisiert am: 31. Oktober 2024

Wildunfälle gehören zu den häufigsten Unfallursachen auf deutschen Straßen und verursachen jedes Jahr beträchtliche Sachschäden. Allein im Jahr 2023 wurden laut dem Deutschen Jagdverband über 295.000 Wildunfälle registriert. Besonders in ländlichen Gebieten und auf Landstraßen sind Kollisionen mit Wildtieren wie Rehen, Wildschweinen und Hirschen keine Seltenheit. Neben dem Schreck und der Gefahr für Leib und Leben stellt sich nach einem solchen Unfall oft die Frage: Welche Schäden übernimmt eigentlich die Versicherung?

Das Wichtigste im Überblick

  • Das Risiko für einen Wildunfall ist von April bis Mai und von Oktober bis Dezember am größten. In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg passieren Zusammenstöße mit Haarwild am häufigsten.
  • Die Teilkasko deckt Schäden nach einem Wildunfall. Schäden durch Brems- oder Ausweichmanöver sind allerdings nicht versichert. Einzige Ausnahme: Es gibt Zeugen, die das Ausweichen aufgrund eines Wildtiers bestätigen.
  • Neben einem Unfall mit Haarwild decken viele Versicherer in der Teilkasko auch Zusammenstöße mit anderen Tieren, wie Kühe, Pferde, Hunde oder Katzen ab.

Was gilt als Wildunfall?

Nicht jede Kollision mit einem Tier ist auch ein Wildunfall. Es handelt sich um einen Wildunfall, wenn ein Fahrzeug mit einem Haarwild zusammenstößt. Wichtig: Sowohl Tier als auch Fahrzeug müssen in Bewegung sein. Rammt ein Hirsch oder Wildschwein dein geparktes Auto, handelt es sich nicht um einen Wildunfall.

Laut Bundesjagdgesetz gelten folgende Arten als „Haarwild“:

  • Rehe
  • Hirsche
  • Wildschweine
  • Hasen
  • Füchse
  • Marderhunde

Folgende Tiere gelten nicht als Haarwild: 

  • Haustiere: z.B. Hunde, Katzen, als Haustier gehaltene Vögel
  • Nutztiere: z.B: Kühe, Schafe, Pferde
  • Kleinere Wildtiere: z.B. Igel, Eichhörnchen
  • wildlebende Vögel

Viele Versicherer decken mittlerweile auch Zusammenstöße mit Tieren, die nicht zum Haarwild gehören. Hierzu gehört auch FRIDAY.

FRIDAY Teilkasko

Zusammenstoß mit einem Tier – egal welches: Wir decken die entstandenen Schäden ab.

Die Teilkasko reguliert Schäden durch einen Zusammenstoß

Schäden am Fahrzeug, die durch einen Zusammenstoß mit einem Wildtier entstanden sind, zahlt die Teilkasko. Ist dein Auto nach dem Unfall nicht mehr fahrtüchtig und muss abgeschleppt werden, übernimmt ebenfalls die Teilkaskoversicherung die Kosten. 

Schäden, die durch Brems- oder Ausweichmanöver entstehen, sind nicht über die Teilkasko abgesichert. Diese können über die Vollkasko reguliert werden. Auch wenn es keinen Nachweis für einen Zusammenstoß mit einem Wildtier gibt, ist das ein Fall für die Vollkaskoversicherung. Wird dein geparktes Fahrzeug von Wildschwein oder Hirsch gerammt, kannst du diesen Schaden ebenfalls über die Vollkaskoversicherung regulieren lassen.

Wurden bei dem Wildunfall Mitfahrer verletzt oder kam auch ein anderes Fahrzeug zu Schaden, ist das ein Fall für die Kfz-Haftpflicht. Sie übernimmt alle Kosten, die Dritten durch den Wildunfall entstanden sind.

Wildunfall vermeiden: 5 Tipps

Um Wildunfälle zu vermeiden, ist vor allem vorausschauendes Fahren gefragt. Mit diesen 5 Tipps kannst du die Gefahr für einen Zusammenstoß mit einem Wildtier verringern:

  • Geschwindigkeit reduzieren: Fahr langsamer in Waldgebieten oder in Gebieten mit der Beschilderung „Vorsicht Wildwechsel“. Das Abbremsen ist im Ernstfall dann oft noch möglich. Bei zu hoher Geschwindigkeit kannst du nicht mehr rechtzeitig bremsen.
  • Fahrten während der Dämmerung vermeiden: Zu dieser Zeit sind Wildtiere besonders aktiv. Musst du in den frühen Abend- oder Morgenstunden Auto fahren, sei besonders aufmerksam. Besonders nach der Zeitumstellung im Frühjahr und Herbst treten Wildunfälle vermehrt auf. Zum einen ist das Wild überrascht, weil von einem Tag zum anderen mehr Autos zu einer anderen Zeit unterwegs sind. Zum anderen fallen Rush-Hour und Dämmerung noch stärker aufeinander.
  • Schalte das Fernlicht in Waldgebieten an: Wann immer möglich, nutze dein Fernlicht, um Tiere am Straßenrand frühzeitig erkennen zu können. Bei Nebel oder Regen solltest du jedoch das Abblendlicht verwenden, um dich selbst nicht zu blenden.
  • Hupe benutzen, abblenden und bremsen: Entdeckst du ein Wildtier am Straßenrand, verwende deine Hupe, um es zu vertreiben. Schalte außerdem dein Fernlicht ab, um das Tier nicht zu blenden und reduziere deine Geschwindigkeit. 
  • Nicht ausweichen, um schwereren Unfall zu verhindern: In der Regel gilt, weiche nicht aus, wenn du ein Wildtier auf der Fahrbahn stehen siehst: Sonst rammst du eventuell einen Baum oder gerätst in den Gegenverkehr. Das bedeutet in vielen Fällen einen schlimmeren Schaden als bei einer Kollision mit dem Wildtier. Außerdem verhindert eine direkte Kollision in der Regel, dass das Wildtier ins Wageninnere gerät. In Ausnahmen kann ein Ausweichmanöver bei großen Tieren, wie einem ausgewachsenen Hirsch, sinnvoll sein. Da eine Kollision auch hier einen schlimme Unfallfolge bedeutet.

Wichtig zu wissen: Wildtiere sind häufig nicht alleine unterwegs. Überquert ein Tier in größerer Entfernung vor dir die Straße, bleibe bremsbereit und fahre mit geringerer Geschwindigkeit weiter. Du kannst auch die Hupe einsetzen, um Tiere zu verscheuchen.

Lässt sich ein Zusammenstoß nicht mehr verhindern, fasse dein Lenkrad gerade und mit beiden Händen, bremse so weit wie möglich ab und halte deine Spur. Dein Auto und auch das Tier werden die Kollision sehr wahrscheinlich nicht unbeschadet überstehen. Du stellst aber sicher, dass keine weiteren Personen auf der Gegenspur verletzt werden und verhinderst einen schlimmeren Zusammenstoß mit einem Baum.

Wildunfall: Richtiges Verhalten nach einem Zusammenprall

Wie bei allen Unfällen gilt auch hier die wichtigste Regel: Ruhe bewahren! Befolge diese Schritte, um weiteren Schaden zu verhindern. Außerdem stellst du sicher, dass dein Schaden von der Versicherung schnell reguliert werden kann:

  1. Warnblinkanlage einschalten: Halte dein Fahrzeug an sicherer Stelle an und schalte deine Warnblinkanlage ein, um andere Autofahrer zu warnen.
  2. Unfallstelle sichern: Ziehe eine Warnweste über und stelle in etwa 100 Meter Entfernung ein Warndreieck auf.
  3. Notruf und Erste Hilfe: Wurden andere Personen verletzt, rufe einen Krankenwagen unter 112 und leiste erste Hilfe.
  4. Polizei rufen: Informiere die Polizei über den Wildunfall. Bitte die Polizei den örtlichen Jäger zu verständigen. Bei einem Wildunfall muss dieser eine Wildunfallbescheinigung ausstellen. Außerdem ist nur er befugt, das Tier vom Unfallort zu entfernen.
  5. Verletztes Tier nicht anfassen: Ist das Tier verletzt, lasse es liegen, um mögliche Verletzungen zu vermeiden. Ein totes Tier kannst du mit Handschuhen an den Händen an den Fahrbahnrand ziehen, um weitere Unfälle zu vermeiden.

Gut zu wissen: Auch ein totes Tier darfst du nicht vom Unfallort mitnehmen. Du riskierst sonst eine Strafe wegen Wilderei.

  1. Unfall dokumentieren: Mache Fotos und Videos vom Unfallort. So hast du Material, das du der Versicherung für die Begutachtung des Schadens zur Verfügung stellen kannst.
  2. Kontaktinformationen austauschen: Gibt es weitere Unfallbeteiligte, lass dir die Kontaktdaten aushändigen.

Schaden melden nach einem Wildunfall

Kontaktiere deine Kfz-Versicherung so schnell wie möglich nach dem Unfall. Du kannst deine Versicherung in der Regel telefonisch oder online erreichen. Bei FRIDAY kannst du deinen Wildunfall ganz einfach und schnell über unser Kundenportal MyFRIDAY einreichen. Folgende Informationen benötigen wir von dir:

  • Zeitpunkt des Schadens: Tag und Uhrzeit
  • Kennzeichen des verunfallten Autos
  • Person, die den Schaden meldet: Versicherungsnehmer, mitversicherter Fahrer oder Unfallgegner
  • Ort: Wo ist der Unfall passiert? Hier ist eine genaue Beschreibung erforderlich, z.B. Name der Landstraße und Kilometerabschnitt
  • Angaben zum Verbleib des Fahrzeugs: Wo befindet sich das Fahrzeug zum Zeitpunkt der Schadenmeldung? Steht es noch am Unfallort, wurde es in eine Werkstatt gebracht oder ist es zu Hause?
  • Angaben zum Zustand des Fahrzeugs: Ist das verkehrssicher?
  • Informationen zum Unfallhergang: Wie ist der Unfall passiert und was wurde am Fahrzeug beschädigt?
  • Reparatur: Wurde die Reparatur bereits begonnen, beauftragt oder ist sie abgeschlossen?

Gut zu wissen: Bei FRIDAY kannst du entscheiden, ob du deinen Schaden reparieren lassen oder ausgezahlt haben möchtest.

  • Informationen zum Unfallbericht der Polizei
  • Dokumente und Fotos: Du kannst uns alle verfügbaren Fotos und Dokumente, wie den Unfallbericht der Polizei, eine Kostenschätzung der Werkstatt oder anderes online hochladen
  • Angaben zu deiner Person

Weitere Fragen zu Wildunfall und Kfz-Versicherung

  • Wer zahlt bei einem Wildunfall die Selbstbeteiligung?

    Hast du in der Teilkaskoversicherung eine Selbstbeteiligung vereinbart, musst du diese auch bei einem Wildunfall zahlen. Deine Versicherung erstattet dir die Kosten für die Reparatur deines Fahrzeugs, bzw. den Wiederbeschaffungswert im Falle eines Totalschadens abzüglich deiner gewählten Selbstbeteiligung.

  • Wird meine Kfz-Versicherung nach einem Wildunfall teurer?

    In den meisten Fällen nicht, denn es erfolgt keine Änderung der Schadenfreiheitsklasse, wenn der Schaden durch die Teilkasko reguliert wird. Die Teilkasko übernimmt die Kosten für nicht selbstverschuldete Unfälle. Deshalb gibt es hier keine Schadenfreiheitsklasse. Zahlt deine Vollkasko den Schaden, weil dieser an deinem Auto bei einem Ausweichmanöver entstanden ist, wirst du in eine niedrigere Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft.

  • Bin ich verpflichtet einen Wildunfall zu melden?

    Ja, in den meisten Bundesländern in Deutschland besteht eine Meldepflicht bei einem Wildunfall. Nach den jeweiligen Landesjagdgesetzen muss die Polizei informiert werden, die dann den zuständigen Jagdpächter benachrichtigt. Dies gilt jedoch nicht in Berlin, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen – in diesen Bundesländern ist eine Meldung gesetzlich nicht verpflichtend, wird jedoch dringend empfohlen. Denn: Lässt du ein verletztes Tier einfach liegen oder weiterlaufen, verstößt du gegen das Tierschutzgesetz. Hier drohen Geldbußen von bis zu 5.000 € wegen Tierquälerei.

  • Kann ich einen Wildunfall nachträglich bei der Polizei melden?

    Ja, das ist möglich, da das Verlassen des Unfallortes nach einem Wildunfall nicht als Fahrerflucht gewertet wird. Zum Wohle des Tieres solltest du die Polizei immer sofort nach dem Unfall informieren. Auch wenn du den Unfall der Versicherung melden möchtest, solltest du die Polizei direkt nach dem Unfall verständigen, damit sie den Unfall aufnehmen kann. Du benötigst eine polizeiliche Bescheinigung des Wildunfalls, um deine Ansprüche bei der Versicherung geltend zu machen. Ohne diese Bescheinigung riskierst du, dass die Versicherung die Schadensregulierung ablehnt und du auf den Kosten sitzen bleibst.

  • Ist ein Wildunfall strafbar?

    Ein Wildunfall ist in der Regel nicht strafbar, wenn der Autofahrer angemessen reagiert. Nach einem Wildunfall sollte die Unfallstelle gesichert und die Polizei benachrichtigt werden, um die ordnungsgemäße Abwicklung sicherzustellen. Wenn der Unfall hingegen nicht gemeldet wird, kann dies in vielen Bundesländern als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, da der Unfallverursacher die Meldepflicht verletzt. In Fällen, in denen das verletzte Tier unversorgt zurückgelassen wird und leidet, könnte auch das Tierschutzgesetz greifen, was unter Umständen eine strafrechtliche Konsequenz nach sich ziehen kann​.

  • Wer zahlt den Gutachter bei einem Wildunfall?

    Ist ein Gutachter notwendig, um den Schaden zu bewerten und die Unfallursache eindeutig festzustellen, wird dieser in der Regel von der Versicherung beauftragt und bezahlt. Falls du selbst einen Gutachter bestellt hast, übernimmt die Versicherung die Kosten meistens nicht.

Geprüft von

Nach mehr als 20 Jahren in der Versicherungsbranche ist Andreas unser Experte für Produkt und Underwriting. Seit 2021 ist er Teil von FRIDAY und leitet das Operations Team. Er weiß also ganz genau, welche Fragen und Probleme unsere Kunden rund um das Thema Versicherungen umtreiben.

Bei FRIDAY arbeiten Menschen aus unterschiedlichen Bereichen eng zusammen. Wir investieren viel Zeit und Energie, um dir in unserem Magazin umfassende und hilfreiche Artikel zur Verfügung zu stellen. Damit dabei auch immer alles seine Richtigkeit hat, werden unsere Texte von unseren FRIDAY-Experten aus den jeweiligen Fachbereichen geprüft.

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